3.1 - Für die Ermittlung eines Firmenwertes gibt es unterschiedliche Berechnungsmethoden.

Wenn Sie Ihre Firma verkaufen und den Firmenwert berechnen wollen, kommen verschiedene Berechnungsmethoden zum Einsatz. 

 

Ich habe bereits mehrfach darauf hingewiesen: Der Gewinn Ihres Unternehmens muss auf den ersten Blick für einen Käufer in einem realistischen Bezug zum Kaufpreis (Wert des Unternehmens) stehen.

  • Wenn man sich nun in der Literatur umschaut, wird der interessierte Leser feststellen, dass auf den ersten Blick nichts so einfach ist, wie es vermeintlich scheint.
  • Soll heißen, der nicht mit dieser Materie (Firmenverkäufe/Firmenbewertungen) vertraute Unternehmer weiß in der Regel nachher weniger als vorher. An dieser Stelle möchte ich ein wenig Licht ins Dunkel bringen.

Im ersten Schritt zeige ich Ihnen die Bewertungsmethoden, die in Fachkreisen am häufigsten angewendet werden. Die hier aufgeführte Auswahl an Bewertungsmethoden erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Ertragswertverfahren

  • Gemäß dem Unternehmensbewertungsstandard IDW S1 ermittelt sich der Unternehmenswert beim Ertragswertverfahren durch Diskontierung der den Unternehmenseignern zufließenden finanziellen Überschüssen (Stichwort: ewige Rente). Hierbei werden die zukünftigen (Prognose-)Gewinnzahlen viel stärker bewertet als die Gewinnzahlen aus der Vergangenheit.

Substanzwertverfahren

  • Unter einem Substanzwertverfahren versteht man die Ermittlung eines Unternehmenswertes anhand der vorhandenen Substanz wie z. B. Anlagevermögen, Inventar, Warenbestand und Immobilien. Hier muss man der Ordnung halber darauf aufmerksam machen, dass dieses Verfahren im Grunde genommen nur ein Ausverkauf des Anlagevermögens und des Warenbestandes ist. Ein Wert, bezogen auf vergangene oder zukünftige Umsätze und Gewinne, findet hier keine Berücksichtigung!

Discounted-Cash-Flow-Verfahren

  • Das Discounted-Cash-Flow-Verfahren basiert auf prognostizierten Zahlungsflüssen. Dabei werden zu zahlende Steuern, Privat- wie auch Unternehmenssteuern, mit in die Bewertung einbezogen.

Marktwertverfahren

  • Das Marktwertverfahren beruht ausschließlich auf Angebot und Nachfrage und kommt in der Regel nur für extrem zukunftsträchtige Unternehmen in Betracht.

Ebit-Multiple-Verfahren

  • Das Ebit-Multiple-Verfahren ist eine häufig von Firmenmaklern, Investoren und Banken eingesetzte Methode zur Ermittlung des Unternehmenswertes. Basis sind die in der Vergangenheit erzielten Gewinne vor Zinsen und Steuern sowie zukünftige Gewinne.

Wichtig! Obwohl beide Begriffe – Firmenbewertung und Kaufpreisermittlung – scheinbar dasselbe meinen, haben sie eine unterschiedliche Aussagekraft.

 

Die meisten Firmen- oder Unternehmensbewertungen erfolgen auf der Basis rein mathematischer Berechnungsmodelle wie z. B. dem Discounted-Cash-Flow-Verfahren.

  • Individuelle Faktoren – die für einen Käufer von Relevanz sind – werden kaum berücksichtigt.
  • Die Chance, dass das Ergebnis der Firmenbewertung = Kaufpreis ist, liegt daher nach meiner Erfahrung unter 20 %. 

Begründung:

  • Was nützt ein theoretisch (!) hoher Firmenwert, wenn der Preis aufgrund von individuellen Faktoren nicht zu erzielen ist?
  • Bei der Ermittlung eines branchenspezifischen Kaufpreises hingegen werden aus der Sicht eines Käufers alle relevanten Risikofaktoren bei der Preisfindung berücksichtigt! Die Chance, dass das Ergebnis der Kaufpreisermittlung = Kaufpreis ist, liegt hier bei ca. 90 %!
  • In einigen Fällen kann es auch zu einer »Mischform« der Bewertungen kommen. Hier wird – bei einer entsprechenden Wertigkeit des Anlagevermögens oder des Warenbestandes – eine Kombination aus Substanzwertverfahren und dem Ebit-Multiple-Verfahren vorgenommen. 

Einige praktische Beispiele finden Sie hier

 

Wichtig!

  • Wenn man eine Firmenbewertung – speziell bei kleinen mittelständischen Unternehmen – nur anhand der wirtschaftlichen Kennzahlen vornimmt, dann erhält man einen rein mathematischen und damit theoretischen Firmenwert.
  • Dieser theoretische Firmenwert sagt über die Verkaufbarkeit des Unternehmens nichts aus!

Unabhängig davon erkläre ich Ihnen anhand eines Beispiels, wie ein (theoretischer) Firmenwert ermittelt wird.

  • Die Grundlage hierfür ist ein sogenanntes Ebit-Multiple-Verfahren. Bei einem Ebit-Multiple-Verfahren werden die Gewinne der letzten drei Jahre und die Gewinne der nächsten zwei Jahre als Berechnungsgrundlage herangezogen.
  • Hierbei geht es schlicht und ergreifend nur um die Position: Gewinn Ihrer Firma vor Zinsen und Steuern.
  • In der Bilanz ist das die Position innerhalb der G & V -> Ergebnis des gewöhnlichen Geschäftsergebnisses. In der BWA ist das die Position -> Betriebsergebnis.

 

Im nächsten Schritt werden dann die Gewinnzahlen addiert und durch die Anzahl der Jahre dividiert. Die errechnete Quersumme wird dann mit einem branchenspezifischen Hebel multipliziert. Der Hebel für KMU liegt zwischen 3,5 und 6.

 

Wichtig! Sie müssen sich mit dem Thema einer Bilanzbereinigung beschäftigen.

  • Bevor man die Gewinnzahlen vor Zinsen und Steuern in eine Berechnungsmatrix einfügt, sollte man eine sogenannte Bilanzbereinigung vornehmen.
  • Eine Bilanzbereinigung ist nichts anderes, als dass man alle Kosten, die für den neuen Inhaber nicht anfallen, dem Gewinn hinzuaddiert (Kaufpreiserhöhung). Das kann zum Beispiel ein Firmenwagen sein, der überwiegend privat genutzt wurde.
  • Im Gegenzug müssen natürlich alle Kosten, die für den neuen Inhaber zusätzlich anfallen, vom Gewinn abgezogen werden (Kaufpreisminderung).
  • Hier fallen zum Beispiel Mietkosten drunter, wenn der Inhaber in seiner eigenen Immobilie gearbeitet hat und keine Miete zahlen musste. Bei einem Verkauf des Unternehmens kommen dann auf den neuen Inhaber entsprechende Mietkosten zu.
  • Als letzter Punkt spielt die Gesellschaftsform eine entscheidende Rolle. Handelt es sich um eine Einzelunternehmung, dazu gehört auch eine GBR, OHG oder KG, muss von dem Firmenwert noch ein branchenübliches Jahresgehalt für einen Geschäftsführer berücksichtigt und in Abzug gebracht werden.
  • Bei einer Kapitalgesellschaft (GmbH oder AG) wird das in der Bilanz ausgewiesene Geschäftsführergehalt in Relation zu einem branchenüblichen Gehalt gestellt. Die Differenz des Gehaltes wird dann dem Firmenwert entweder hinzuaddiert oder abgezogen.
  • Bei dieser Bewertungsmethode, werden weder das Anlagevermögen noch irgendwelche immateriellen Firmenwerte (Know-how, Kundenstamm oder Name/Ruf des Unternehmens) berücksichtigt. Das Ebit-Multiple-Verfahren wird sehr gerne von Banken zur Bewertung herangezogen, da dies eine einfache Methode ist, um eine Rückführung eines Kredites für den Käufer zu berechnen.